Die aktuelle Liefersituation - Hintergründe und Tipps
24. Mai 2021
News
Mit Wissen punkten - Aktuelle Hintergründe zur Liefersituation, die durch Chipkrise und coronabedingte Verzögerung auch in den nächsten Monaten für Spannungen hinsichtlich Lieferzeit und Preise sorgen wird, hat unser Lieferant Posiflex sehr anschaulich zusammengestellt.
Diese Situation lässt sich praktisch auf alle im asiatischen Raum produzierenden Unternehmen übertragen und in drei Hauptfaktoren unterteilen.
Offenheit und Fakten schaffen Verständnis auch bei Ihrem Endkunden, lassen Sie ihn daher an diesen drei Faktoren teilhaben:
Faktor 1: Rohstoff- und Bauteilknappheit
Rohmaterialien
Stahl: Die Eisenerzpreise stiegen von $60 per Tonne bereits im April 2020 auf $155 per Tonne Ende Dezember 2020. Stahlpreise stiegen in derselben Zeitspanne um mehr als 82 %. Davon sind Metallbleche für Baukörper, Hüllen, Gehäuse; Rahmen, Computerplatinen u.v.m. betroffen.
Kupfer: Ein Preisanstieg besteht seit Ende 2020 mit 17 % auf $3.5/lb. oder $7,716/MT. Im Februar 5, 2021 hat die LME (London Metal Exchange) die geschätzt erhöhten Preise von $7,936.5 bereits übertroffen.. Dieser Anstieg wird Leiterplatten, Leitungssätze und Kabel betreffen.
IC/Passive/PCB
Halbleiter (Power IC, MOSFET, Memory): Durch Kapazitätsengpässe müssen wichtige IC Hersteller wie TSMC und Samsung Electronics ihre Lieferzeiten verlängern, teils über 1 Jahr. Preise steigen und der gleichzeitig wachsende Bedarf kann nicht mehr gedeckt werden. Besonders elektrische Fahrzeuge, 5G Telekommunikation und der starke Bedarf für Unterhaltungselektronik und PC-Technologie für das Homeoffice sind Gründe für den Leerstand.
Passive Komponenten: Große MLCC Produzenten wie Murata und Taiyo Yuden verlängern ihre Voraussagen für Lieferzeiten. Trotz optimierter Produktion und Kapazität kann die Versorgung bei größerer Nachfrage nicht gewährleistet werden.
Platinen: Wegen der höheren Kupferpreise und der großen Nachfrage nach elektronischen Fahrzeugen wie Tesla, haben die Hersteller ihre Lieferzeiten verlängern müssen und verlangen nun vorgeplante Lieferzeitangaben und Depotzahlungen, um Kapazitäten und kommende Lieferungen zu sichern.
Faktor 2: Frachtkosten steigen explosiv – bei verringerter Kapazität
Allgemeine Transportwege
Durch Beginn der COVID-19 Pandemie im Q1/Q2 2020 und die daraufhin gestiegene Nachfrage bei zeitgleich reduzierter Kapazität bei Luftfahrt- und Speditionen gibt es Transport- und Frachtengpässe, bes. auf pazifischen Transportwegen. Vor allem die großen Logistikunternehmen wie FedEx und UPS haben bereits verzögerte Transport- und Lieferabläufe vorausgesagt.
Luftfracht
Preise für Luftfrachten stiegen bis zu 700 % per Kilo/Fracht für Taiwan nach San Francisco seit März 2020. Die Kosten werden mit steigender Tendenz prognostiziert, je länger die COVID-19 Pandemie anhält.
Schiffsfrachten
Seit Juni 2020, wurden die Schiffsfracht-Preise bei Trans-Ozean Bedingungen 8mal angepasst – bis auf den derzeitigen Anstieg von über 280 %. Beide, FFE (Forty-Foot Equivalent) und Transportwege für Frachtschiffe wurden reduziert, was insgesamt Material- und Lade-Planung sowie die Veranschlagung für Ankunftszeiten erschwert (Estimated Time of Arrival (ETA).
Faktor 3: Wechselkurs zwischen US Dollar und NT Dollar
Der Wert des New Taiwan Dollar (NTD) steigt auf bisher unerreichte Höhen. Am 5/2/21 belief sich die Wechselkursrate auf $1 US Dollar zu 27.990 New Taiwan Dollar. Das bedeutet also eine zusätzliche, wechselkursbedingte Erhöhung der Einstandspreise - deren weiterer Verlauf nicht kalkulierbar ist.
Fazit: Der Markt für IT Technologie ist stark unter Druck - was sich im besten Fall nur durch Preiserhöhungen bemerkbar macht. Immer häufiger jedoch verzögern sich Lieferungen um viele Wochen ohne Chance für den Hersteller, dies zu beschleunigen. Ohne Bauteile kann nicht gebaut und ohne Frachtplatz kann nicht geliefert werden.
Aktuell hilft nur eine weitsichtige Bestellplanung, Verständnis der Situation und Flexibilität bei der Installation.
Und die ehrliche Kommunikation zum Kunden - denn Fakten schaffen Vertrauen.